Neues von den Kirchenäckern

Wie bereits in unserem letzten “Newsletter Nr. 6″ festgestellt, gehen die archäologischen Grabungen durch das bewährte ArchäoloInnenteam der “ARGE Zeitalter” in die zweite Saison und es werden fast stündlich neue interessante Befunde ans Tageslicht gefördert.

Auch im jetzigen Grabungsbereich an der Verbindungsstraße Steckerlfisch – Landesforstgarten bilden zahlreiche Hockergräber der frühen Bronzezeit (Wieselburger Kultur) den ältesten Bestand. Die Gräber beinhalten jedoch, im Gegensatz zu jenen bei der villa rustica,  praktisch keine Grabbeigaben. Es handelt sich hierbei möglicherweise um die Gräber der armen, einfachen Bevölkersschicht, denen man maximal eine Feuersteinklinge mit auf den letzten Weg gegeben hat. Die Grabschächte wurden häufig mit Feldsteinen abgedeckt, die aus dem Leithagebirge aus der Region zwischen Jois und Winden herantransportiert wurden.

Als wichtigste Funde aus der Zeit der römischen villa rustica sind Mauerwerkszüge ergraben worden, die vermutlich von Wirtschaftsgebäuden (vielleicht Stallungen?) stammen. Als bautechnisch interessantes Detail ist die unter den letzten Bruchsteinlagen vorkommende basale Lage aus Ziegelbruch zu erwähnen, die in Anlehnung an die Mauerwerkstruktur “opus spicatum” (”Ährenmauerwerk“) eingeschlichtet wurde und die Funktion einer kapillarbrechenden Horizontalisolierung übernommen hat, um das Mauerwerk vor aufsteigender Bodenfeuchte zu schützen. Die Bausteine selbst stammen so wie jene der villa aus der Region Jois – Winden, wo in der Römerzeit ein Zentrum der steingewinnenden und steinverarbeitenden Industrie situiert war, das den gesamten Raum zwischen Vindobona – Carnuntum und Seewinkel mit Bau- und Dekorgesteinen und, Weihealtären und Grabsteinen versorgte.

008spacerAbb.1: Übersichtsaufnahme der langgestreckten römischen Mauerwerkszüge, die vielleicht den in Stein gemauerten Teil eines Wirtschaftsgebäudes darstellen?

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Abb. 2: Detail mit der schräggeschichten, kapillarbrechenden Ziegelbruchlage unter der letzten Lage der Bruchsteinmauer.

Wiederum können auch in diesem Grabungsabschnitt zahlreiche Pfostenlöcher und Gräben festgestellt werden, deren Funktion jedoch noch nicht endgültig geklärt werden konnte.  Eine Interpretation wird erst durch die zeichnerische Darstellung auf den detaillierten Vermessungsplänen, die von unserem Archäologenteam erstellt werden, möglich gemacht. Jedoch finden sich auch hier interessante Details, wie zum Beispiel der in situ Fund von Steinen, die einen  Holzpfosten im Boden verkeilt haben (Keilsteine). Vergleichbar ist dies mit der heutigen Technik, Maibäume mit Holzkeilen zu verkeilen und senkrecht zu stellen, wobei Steinkeile bzw. Keilsteine natürlich wesentlich dauerhafter und verwitterungsbeständiger sind.

Der Holzpfosten hat sich über diese lange Zeit natürlich nicht erhalten, er hat jedoch bei der Verrottung im Boden zu einer Verfärbung geführt, welche die Position der in den Boden gerammten Holzpfosten verrät. Insofern ist der Fund der Keilsteine, die sich nach wie vor in der Position ihres ursprünglichen Zweckes befinden eine kleine Besonderheit, da in den meisten Fällen nur mehr die Verfärbungen vorhanden sind, weil die Steine verschleppt oder durch spätere landwirtschaftliche Aktivitäten aus ihrer Position herausgerissen wurden.

019spacerAbb.3: in situ Keilsteine, die einen längst verrotteten Holzpfosten in senkrechter Position hielten.

Auch das Frühmittelalter, also der Zeitabschnitt nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches ist durch den Fund eines weiteren großen Grubenhauses wieder belegbar.

An dieser Stelle muss noch einmal betont werden, dass eine deratig hohe Fund- und Befunddichte, wie sie auf unseren Kirchenäckern vorkommt, eine große Seltenheit und auch überregional etwas ganz Besonderes darstellt! Eine entsprechende Würdigung seitens der Gemeinde und eine zukünftige Ausstellung der Funde wäre für das touristische Angebot von Weiden am See absolut bereichernd!

Kommentare

Diese Ausgrabungen sind echt bewunderswert.
Darauf könnt ihr echt stolz sein.

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