In den nächsten Wochen werden wieder archäologische Grabungen auf den Kirchenäckern 3 durchgeführt. Die Arbeiten liegen glücklicherweise wieder in den Händen der Firma ARGE-Zeitalter (Grabungsleiter Mag. Nikolaus Franz) und wir möchten dem gesamten Grabungsteam schon jetzt unseren Dank für ihre bislang geleistete, hervorragende Arbeit aussprechen!
Ihnen ist es zu verdanken, dass Weiden am See den „Jackpot“ geknackt hat! Zahlreiche, akribisch dokumentierte wertvolle Funde aus dem frühbronzezeitlichen Gräberfeld der „Wieselburger Kultur“ (ca. 2000 v. Chr.) mit großen Vorratstöpfen und reichem Bronzeschmuck, sowie die bis jetzt vorliegenden Befunde der kaiserzeitlichen „villa rustica“ stellen, nicht nur für Weiden am See, eine Sensation dar.
Die bis jetzt ergrabenen Teile der „villa rustica“ („Baderaum“, Fußbodenheizung, Reste von Mosaiken aus italienischem Marmor, kostbares, ebenfalls importiertes Tafelgeschirr – sogenannte „Terra sigillata (http://de.wikipedia.org/wiki/Terra_Sigillata), etc.) stellen nur einen winzigen Bereich der zu erwartenden Gesamtanlage dar! Es handelt sich bei diesem Gutshof also mit Sicherheit nicht um einen kleinen römischen „Gurkerlzüchter“, sondern um ein repräsentatives, luxuriös ausgestattetes Gut eines römischen Adeligen, vielleicht eines pensionierten römischen Offiziers, der in Carnuntum stationierten Legionen?
Aber auch die Befunde des einfachen täglichen Lebens sind schlichtweg als sensationell anzusehen!!
Im Zuge der letzten Grabungskampagne wurden unter anderem insgesamt 4 (!) Sumpfkalkgruben entdeckt, die als Vorratsgruben des Kalkes zum „Ausweisseln“, also zur Herstellung von Wandfarben und Anstrichen dienten. Mit dem ehemaligen Inhalt der Kalkgruben könnte man wahrscheinlich alle Häuser in Weiden weiß ausmalen!
Die wahre Sensation liegt aber auch darin, dass in einer der Kalkgruben noch reaktiver Sumpfkalk mit einem pH-Wert von 13-14 vorhanden war, also so wie jener, den man heute im Baumarkt kaufen kann, der aber maximal 3 Jahre alt ist. Wir Weidener besitzen also einen Sumpfkalk der rund 1700 Jahre alt ist, aus dem noch heute Anstriche hergestellt werden können! Und dies ist nach derzeitigem Kenntnisstand weltweit einzigartig!!
Die im August anstehenden Flächengrabungen auf den zukünftigen Bauplätzen lassen also mit gutem Recht weitere Sensationen erwarten.
Jetzt liegt es beim Bürgermeister, ein visionäres, langfristiges Tourismusprojekt (Archäologischer Erlebnispark) für Weiden am See umzusetzen, nämlich diese kulturhistorisch überregional bedeutsame Anlage zu schützen, oder zur Tagesordnung überzugehen, alles zuzuschütten und so zu tun als wäre nichts geschehen!! (Gerüchte kolportieren bereits diesen Plan!)
Abb. 1: Probeanstrich mit dem römischen Sumpfkalk der Weidener Kalkgrube!
Abb.2: Luftaufnahme der Palastvilla von Bruckneudorf; der rot umrandete Bereich könnte in etwa jenem Bereich entsprechen, der bis jetzt in Weiden auf den Kirchenäckern ausgegraben wurde!! (Luftaufnahme: Google earth)
Geschrieben von:
andreas rohatsch am 1.08.2012